Geschichte und mehr

Unsere Schule liegt im Kreis Bergstraße, dem südlichsten Landkreis des Bundeslandes Hessen, zentral zu den Städten Heppenheim, Lorsch, Lampertheim, Viernheim, Hemsbach und ungefähr 20 km entfernt von Mannheim und Heidelberg. Hier, inmitten des Nibelungenlandes und im Herzen Westeuropas, sind die Möglichkeiten für kulturelle Ausflüge aller Art nahezu unbegrenzt. Die Nähe zu Frankreich und den Beneluxstaaten, sowie zu den internationalen Flughäfen Frankfurt am Main und Frankfurt-Hahn, prädestiniert unsere Schule auch für grenzüberschreitende Begegnungen.

 

Umgebung

Eine idyllische Parkanlage mit altem Baumbestand, deren Mittelpunkt das weithin sichtbare Schloss Rennhof ist, bilden zusammen mit den Schul- und Internatsgebäuden eine harmonische Einheit. Seit seiner Erbauung in den Jahren 1835 bis 1853 durch den Baron Rothschild wirkt das Schloss ortsprägend. Heute ist es– nach einem Brand am 6. Juni 1984 und dem folgenden Wiederaufbau– ein Gebäude mit modernem Innenleben. Es beherbergt unter anderem die Bibliothek, den Musikraum, die Kapelle und einen Festsaal und stellt somit einen lebendigen Teil des Schullebens und des Ortes dar. Das Schloss Rennhof wird jedoch nicht nur vom Gymnasium benutzt, sondern beherbergt zahlreiche andere litauische Institutionen– die Büros der Litauischen Gemeinschaft und des Litauischen Jugendbundes in Deutschland, das seit über 25 Jahren bestehende Litauische Kulturinstitut mit wissenschaftlicher Bibliothek und Archiv, sowie das Europäische Litauische Kulturzentrum. So kommt es, dass nahezu jedes Wochenende im Schloss Feste, Konzerte, Ausstellungen, Seminare und Tagungen stattfinden, die von allen Interessenten– auch den Schülern– besucht werden können. Nicht selten trifft man hier den einen oder anderen hochrangigen Politiker, Minister oder auch Staatspräsidenten…

Eine symbolträchtige Schule

In der Geschichte unserer Schule spiegelt sich auch die jüngere Geschichte Europas wider. Entstanden ist das Litauische Gymnasium als Folge des Zweiten Weltkrieges, gegen dessen Ende abertausende Litauer Zuflucht in den Besatzungszonen der West­alliierten suchten. Als einzige litauische Schule in der freien Welt diente sie in der Nachkriegszeit jahrzehntelang als Bildungsstätte für Kinder litauischer Herkunft aus Deutschland, Europa und übersee. Als kulturelles und politisches Zentrum der Exillitauer in Deutschland wurde Schloss Rennhof 1988/9 zur Kontaktstelle der litauischen Reformbewegung „Sąjūdis“ im Westen und nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990– zur westeuropäischen Drehscheibe für die junge Regierung der neuen Republik. Da die bislang gewährten Zuschüsse der Bundesregierung nun gestrichen werden sollten, wurde die staatliche Anerkennung des Landes Hessen beantragt, die im Sommer 1999 schließlich gewährt wurde. Dadurch öffnete sich das Gymnasium auch für deutsche Schülerinnen und Schüler.

Die wichtigsten Daten

1948: Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gelingt über 65.000 Litauern die Flucht nach Westdeutschland, wo die meisten in Flüchtlingslagern untergebracht werden. Sie veröffentlichen Tageszeitschriften und Zeitungen, organisieren Konzerte, unterhalten Chöre und Tanzgruppen und gründen Schulen. 1948 gibt es in den drei Westzonen Deutschlands 158 litauische Schulen, darunter sogar 26 litauische Gymnasien.

1950: Als eine Emigrationswelle nach übersee einsetzt, müssen viele litauische Schulen wegen Schülermangels schließen. Die Litauische Gemeinschaft in Deutschland beschliesst in der ehemaligen Luftwaffenkaserne von Diepholz ein litauisches Gymnasium mit angeschlossenem Internat zu gründen, welches am 16.02.1951 den Namen „Vasario 16-osios gimnazija“ (Gymnasium des 16. Februar) erhielt. Der 16. Februar ist der Nationalfeiertag Litauens.

1953: Da die Kaserne von der Wehrverwaltung zurückverlangt wird, kauft die Litauische Gemeinschaft unter Pfarrer Alfonsas Bernatonis, OFM, das Schloss Rennhof in Hüttenfeld und siedelt das Gymnasium im Herbst 1953 dorthin um. Am 16.02.1954 fand die offizielle Einweihung der Schule in ihrer neuen Bleibe statt. Die erforderlichen Renovierungs- und Umbaumaßnahmen sowie der gesamte Schul- und Internatsbetrieb wurden bis 1959 durch Spenden von Litauern aus aller Welt finanziert. Ab 1960 gewährten die Landes- und Bundesregierung regelmäßige Zuschüsse. 1965 entsteht ein neues Schulgebäude, 1972 das Mädcheninternat.

1984: das Schloss, samt Jungeninternat und Bibliothek, wird durch einen Großbrand stark beschädigt. Durch finanzielle Zuwendungen der Länder Baden-Württemberg, Hessen, der Bundesrepublik Deutschland, dem Verband der Diözesen Deutschlands, Versicherungsgeldern und Spenden der Litauer aus aller Welt, wird 1987 das Jungeninternat errichtet und 1989 das Schloss wieder aufgebaut.

1999: das Gymnasium erhält den Status einer staatlich anerkannten Ersatzschule des Landes Hessen.

Heute ist das Litauische Gymnasium eine einzigartige Schule, in der multikulturelles Miteinander und europäische Völkerverständigung auf zukunftsweisende Art von unseren Schülerinnen und Schülern erlebt und gestaltet werden.