Realität statt Zukunftsziel – Feierstunde anlässlich der Unabhängigkeitsfeier Litauens

Am Samstag, dem 27. Februar 2016, haben Litauer aus ganz Deutschland ihren Nationalfeiertag gefeiert. Vor 98 Jahren hatte Litauen am 16. Febrar, nach 123-jähriger russischer Besetzung, seine Unabhängigkeit als moderner demokratischer Staat erkärt. Dieser 16. Februar wird auch nach der neuerlichen Wiedererrichtung der Souveränität am 11. März 1990 als Unabhängigkeitstag von Litauern in der Heimat wie auch in der ganzen Welt, so auch in Deutschland, begangen. Zusätzlich wurde in diesem Jahr das 70-jährige Jubiläum der Gründung der Litauischen Gemeinschaft in Deutschland gefeiert.

Am Samstag, dem 27. Februar 2016, haben Litauer aus ganz Deutschland ihren Nationalfeiertag gefeiert. Vor 98 Jahren hatte Litauen am 16. Febrar, nach 123-jähriger russischer Besetzung, seine Unabhängigkeit als moderner demokratischer Staat erkärt. Dieser 16. Februar wird auch nach der neuerlichen Wiedererrichtung der Souveränität am 11. März 1990 als Unabhängigkeitstag von Litauern in der Heimat wie auch in der ganzen Welt, so auch in Deutschland, begangen. Zusätzlich wurde in diesem Jahr das 70-jährige Jubiläum der Gründung der Litauischen Gemeinschaft in Deutschland gefeiert.

Der Reigen der Veranstaltungen begann am frühen Nachmittag mit einer akademischen Feierstunde im Schloss Rennhof. Nach dem gemeinsamen Singen der litauischen Nationalhymne und des Deutschlandliedes begrüßte der Vorsitzende der Litauischen Gemeinschaft in Deutschland Anton Schugschdinis die Anwesenden. Namentlich hieß er nicht weniger als 18 Prominente aus Politik, Diplomatie und Geistlichkeit willkommen. Dann gab er einen kurzen Abriss der Geschichte der litauischen Minderheit in Deutschland. Als Bund Litauischer Vertriebenen 1946 gegründet, betreute die Organisation zunächst über 70 000 Flüchtlinge. Nachdem sich die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Heimat zerschlagen hatte, wanderten die meisten nach Übersee aus, in Deutschland verblieben in erster Linie die Alten und Kranken. Bis zum Jahr 1990 sank die Zahl der Litauer in Deutschland auf wenige Tausende herab. Nach der Wende und besonders nach der Öffnung der Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt innerhalb der EU ist die Zahl der Litauer in Deutschland jedoch wieder auf mehrere Zehntausende angestiegen. Als der Vorsitzende der Litauischen Gemeinschaft, der deutsch gesprochen hatte, geendet hatte, begrüßte die Schulleiterin des Litauischen Gymnasiums Janina Vaitkiene die Gäste in litauischer Sprache.

Nach einem musikalischen Intermezzo von Schülern des Litauischen Gymnasiums mit der Solistin Gabriele Mileikaite folgte die Festrede von Dr. Zygimantas Pavilionis, dem außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Republik Litauen für Nachbarn in Osteuropa. Der Diplomat, der auch deutsch spricht, hielt seine Rede jedoch in einen akzentfreien Englisch. Überraschend offen äußerte er dabei seine Meinung über die derzeitige politische Lage in Osteuropa und die Expansionsbestrebungen Russlands.

Er nannte die Untätigkeit des Westens bezüglich der Annexionen der Krim und der Ostukraine, bezugnehmend auf das Münchner Abkommen von 1938, ein München des 21. Jahrhunderts. Povilionis sprach auch über die politischen Morde in Russland und sagte: „Putin is a killer, a Mafia boss, a criminal.“ Über die Aussichten Litauens in dieser geopolitischen Lage sagte der Diplomat: „Wir werden das nächste Land sein, das Putin annektiert.“ Nach seiner Ansprache waren einige Zuhörer überrascht, dass ein Diplomat in solchen Worten gesprochen hatte.
Nach einem weiteren musikalischen Zwischenspiel der Schüler unter der Leitung von Musiklehrer Gintaras Rucys folgten Grußworte. Der Erste der acht Grußredner war Deividas Matulionis, der Botschafter Litauens in Berlin. Unter anderem sagte er: „Die Marktwirtschaft ist kein Zukunftsziel Litauens sondern Realität. Litauen hat die Pressefreiheit verwirklicht und ist ein korruptionsfreies Land.“

Weitere Grußworte sprachen der Europaabgeordnete Thomas Mann, die Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht, Honorarkonsul Dr. Wolfgang von Stetten, der Abgeordnete des litauischen Parlaments Eduardas Sablinskas, der auch das schriftliche Grußwort des stellvertretenden Parlamentspräsidenten Gediminas Kirkilas verlas, der Landrat des Kreises Bergstraße Christian Engelhardt, der stellvertretende Landrat des Kreises Kaunas Kestas Povilaitis und die Vorsitzende des Weltverbandes litauischer Gemeinschaften Dalia Henke.

Im Anschluss überreichte Virginija Tamkeviciene vom litauischen Kultusministerium Ehrenurkunden an die langjährigen Mitarbeiter des Litauischen Gymnasiums Marija Schäfer (Lehrerin), Edmundas Jankunas (Internatsleiter) und Nicole Tiehm (Köchin). Danach fand die Verleihung des Stipendiums des 16. Februar statt. Dieser Preis, der von der Vorsitzenden der Litauischen Gemeinschaft in der Schweiz Jurate Caspersen vor einigen Jahren begründet worden ist, wird an einen Schüler des Litauischen Gymnasiums verliehen, der nicht nur sehr gute Lernerfolge erzielt sondern auch ehrenamtlich aktiv ist und aus der Masse der Schüler auf besondere Weise herausragt. Als diesjährige Preisträgerin wurde Amy Marie Gergenreder geehrt. Zum Schluss ehrte der Vorstand der Litauischen Gemeinschaft öffentlich Dr. Vincas Bartusevicius, der im vergangenen Spätjahr mit dem Wissenschaftspreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden war.

Anthony Verselis
29.02.2016
Lampertheimer Zeitung