Musikalische Leidenschaft und Kreativität

Kūrybiškumas, emocionalumas ir vidinė laisvė – džiazo festivalis „Rennhof Jazz 2018“ (Foto: A. D'Elia)
Musikalische Leidenschaft und Kreativität, „Rennhof Jazz 2018“ (Foto: A. D’Elia)
HÜTTENFELD – Fast alle Stühle im Saal waren besetzt, so dass sogar in der Tür einige Besucher standen, um dem Konzert zu folgen. „Was ist das eigentlich, Jazz? Das ist Leidenschaft und Kreativität“, erklärte Schuldirektorin Janina Vaitkiene, die als Moderatorin durch das Programm führte. Im Schloss Rennhof im Stadtteil Hüttenfeld veranstaltete das Litauische Gymnasium das 4. Festival „Rennhof Jazz“. Neben den Original Blütenweg-Jazzern aus Bensheim brachten junge litauische Gastsängerinnen, die sich des Doo Wop- und Scat-Gesangs bedienten, lasziven Charme ins altehrwürdige Gemäuer.

„Ich wurde zu diesem Instrument inspiriert durch berühmte Bass-Spieler wie Marcus Miller und Victor Wooten“, erklärte Bassistin Elze Grubliauskaite, die dunkelgrün gefärbte Haare hat wie ein schillernder Popstar. „Ich liebe den Groove dieses Instruments“, schilderte die 14-Jährige, die in der litauischen Hafenstadt Klaipeda, die 163 000 Einwohner zählt, das Kunstgymnasium „Eduardas Balsys“ besucht und als Austauschschülerin für einige Tage im Litauischen Gymnasium in Hüttenfeld verbrachte. Zusammen mit ihren Freundinnen Vesta Barasaite, Auguste Kontautaite und Ugne Aleksandra Untulyte stimmte die Bassistin schwungvolle Jazz-Stücke im edlen Schloss-Saal an.

Zwischendurch warb Kreisbeigeordneter Heinz Klee für das Forum Kaunas: Hierbei handelt es sich um eine deutsch-litauische Arbeitsgruppe für einen kulturellen Austausch. Außerdem erläuterte Stadtrat Gottlieb Ohl verschiedene Schattierungen des Musikstils Jazz. „Der Jazz war eine Art der inneren Befreiung von Menschen, die unterdrückt wurden“, erklärte Ohl.

Vor einem runden Jubiläum stehen die Original Blütenweg-Jazzer, die im Jahr 1979 zusammengefunden haben. In der Informationsbroschüre über die Jazz-Formation, die im Foyer auslag, war ein altes Foto aus dem Gründungsjahr abgedruckt. Mit ihrem schwülen Dixieland-Jazz importierten die Blütenweg-Jazzer, deren Name sich auf jene Bensheimer Straße bezieht, in der Bandchef Professor Bruno Weis wohnt, die amerikanischen Südstaaten ins Schloss Rennhof. „Es klingt jedes Mal etwas anders bei uns, weil wir ohne Noten spielen“, schilderte Weis.

Bei „Rennhof Jazz“ stimmte die fünfköpfige Kapelle mehrere Nummern an wie „Bourbon Street Parade“, die musikalische Visitenkarte der Blütenweg-Jazzer. Mit ihren gepflegten Jazzklängen sind die Bensheimer im In- und Ausland unterwegs. Zur Belustigung des Publikums blies Trompeter Hubert Ensinger, der ein Faible für exotische Instrumente besitzt, auf einem Horn ein Jagdsignal. „Wir sind keine Berufsmusiker, wir sind alle Amateure“, betonte Bandchef Weis. Darüber hinaus brachten die fünf distinguierten Jazzer die Stücke „(Get your kicks on) Route 66“ und „Down by the Riverside“ zu Gehör.

Später durfte die Band des Litauischen Gymnasiums ihr Können unter Beweis stellen. Zudem interpretierte die litauische A-cappella-Gruppe „Color Jazz“ diverse Songs wie „Don’t worry, be happy“ und die berühmte Zither-Titelmelodie aus dem Film „Der dritte Mann“ aus dem Jahr 1949.

Christian Hoffmann, Lampertheimer Zeitung (Source Link (Neues Fenster, WEB))