Am Litauischen Gymnasium wird Europa gefeiert

Wenn eine Einrichtung in Lampertheim für das gelebte Europa steht, ist es mit Sicherheit das Litauische Gymnasium in Hüttenfeld. Die unterschiedlichsten Sprachen aus vielen Ländern treffen hier täglich aufeinander. „Und damit lehren sie den Kindern auch Toleranz“, erklärte die Direktorin der Schule, Janina Vaitkiene, anlässlich der Europawoche am Montagabend. Im Schloss Rennhof hatten sich zahlreiche namhafte Europa-Experten versammelt, um über „Auswirkungen von Krisen und Migration auf die europäische Integration“ zu sprechen.

Wenn eine Einrichtung in Lampertheim für das gelebte Europa steht, ist es mit Sicherheit das Litauische Gymnasium in Hüttenfeld. Die unterschiedlichsten Sprachen aus vielen Ländern treffen hier täglich aufeinander. „Und damit lehren sie den Kindern auch Toleranz“, erklärte die Direktorin der Schule, Janina Vaitkiene, anlässlich der Europawoche am Montagabend. Im Schloss Rennhof hatten sich zahlreiche namhafte Europa-Experten versammelt, um über „Auswirkungen von Krisen und Migration auf die europäische Integration“ zu sprechen.

Bürgermeister Gottfried Störmer und Landrat Matthias Wilkes unterstrichen in ihren Grußworten ebenfalls die Bedeutung des Gymnasiums, das aus der Idee der Demokratie entstanden sei. Sowieso sei Lampertheim ein Ort, der schon lange den europäischen Gedanken in sich trage und ihn auch umsetze, so Störmer. Doch nicht alles läuft in der Europäischen Union im Moment so, wie es sollte. Das weiß auch der Landrat, der stolz ist auf die vielen gutlaufenden Partnerschaften zwischen den europäischen Gemeinden. „Doch solange es Menschen gibt, die ihre Macht missbrauchen, stehen Friede, Freiheit und Demokratie immer auf dem Spiel und müssen verteidigt werden“, so Wilkes, der damit auch auf die momentane Situation in der Ukraine anspielte.

Doch nicht nur dort brodelt es, auch die zahlreichen Flüchtlinge, die der Kreis Bergstraße im Moment aufnimmt, beschäftigen Bürger und Politiker. Einer, der mittendrin ist, ist Wolfgang Freudenberger. Der Leiter der Heinrich-Metzendorf-Schule und Vorsitzende der Europa-Union Bergstraße möchte vor allem den jugendlichen Flüchtlingen eine Chance zur Integration geben. „Und das funktioniert als Erstes über die Sprache“, erklärt Freudenberger. Fast jeden Tag kämen neue Schüler, die sehr motiviert und engagiert seien und die sich ein neues Leben aufbauen wollen. „Die Minderheit sollte sich nicht der Mehrheit anpassen, sondern eine Gesellschaft der Vielfalt bilden, in der sich alle respektieren und wertschätzen“, gab er den zahlreich erschienenen Gästen mit auf den Weg.

Auch der polnische Generalkonsul Jan Sobczak sieht die Aufnahme von Flüchtlingen als Chance. Migration ist für ihn unverzichtbar, doch auch der Umgang damit und die gleichzeitige Wahrung der Menschenrechte spielen eine große Rolle. Im Mittelpunkt steht für ihn aber vor allem die Verbesserung der Lebensbedingungen, die in vielen Ländern schlecht seien. „Völkerverständigung lässt sich nicht vertraglich festlegen, sie besteht durch menschliche Begegnungen fort“, so der Generalkonsul, der dann das Pult freigab für eine Koriphäe in Sachen Europa: Professor Dr. Carl Otto Lenz. Der Rechtsanwalt, langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages, war als Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof für rund 400 Schlussanträge mit verantwortlich und auch am Bosman-Urteil 1995 beteiligt, bei dem festgelegt wurde, dass Profifußballer nach Ende ihres Vertrages ohne Ablöse wechseln dürfen – ein Novum im Sport, das weitreichende Folgen hatte.

Am Montagabend war Lenz allerdings gekommen, um sich auch zu den Grenzverletzungen in der Ukraine zu äußern. In bester Helmut-Schmidt-Manier, allerdings ohne die obligatorische Mentholzigarette, mahnte der 84-Jährige an, unbedingt Konflikte zu vermeiden, was die vorderste Aufgabe der EU sei. Auch zum Thema Flüchtlinge hatte der Jurist einiges mitzuteilen. „Die Armutsflüchtlinge vom Balkan sind vielleicht arm, aber das ist noch lange kein Grund, auf sie herabzuschauen“, erklärte er. In drei Kategorien könne man die Flüchtlinge einteilen. Neben den Menschen vom Balkan, bei denen selten eine Anerkennung durch den Staat geschehe, seien das noch die Bürgerkriegs- und Mittelmeerflüchtlinge. Bei letzteren seien die Ursachen für das Verlassen der Heimat oft im Westen zu suchen und zu finden. Dass immer mehr nach Europa kommen, müsse man den Bürgern aber auch erklären. Die Aufnahme an sich sei zwar gut und schön, doch in den betroffenen Ländern müsse sich einiges ändern, um das Leben dort wieder lebenswert zu gestalten. Auch die Situation in Südeuropa liegt dem CDUler am Herzen, denn die Kombination aus hoher Verschuldung und praktisch nicht existierende Wettbewerbsfähigkeit sei eine tödliche Kombination. Freizügigkeit sei eine Möglichkeit, die es schaffen könnte, den Karren aus dem Dreck zu ziehen: „Halten Sie an dem bisherigen Kurs fest, lassen Sie uns alle daran arbeiten. Gemeinsam werden wir es schaffen.“

Eine ganz besondere Ehre wurde dem Vizelandrat des Kreises Swidnica (Schweidnitz) in Polen, Zygmunt Worsa, zuteil. Er bekam, für ihn völlig überraschend, die Ehrennadel des Kreises Bergstraße von Landrat Wilkes angesteckt und wurde als „Geburtshelfer“ der Partnerschaften zwischen den beiden Kreisen bezeichnet. „Sie haben uns unmissverständlich die Hand gereicht“, so Wilkes abschließend.

Lampertheimer Zeitung
06.05.2015
Elfi Hofmann